Gedankenstütze – das ist eine Ausstellung an zwei Orten und in zwei Räumen, die in einem ersten Teil in der Hauptstelle der VerbundSparkasse Emsdetten-Ochtrup und in einem zweiten Teil in der Galerie Münsterland zu sehen ist, und die die Vielfalt und enorme Produktivität im künstlerischen Schaffen von Walter Jasper zeigt – dem Emsdettener Künstler, der im Juli 2007 so plötzlich verstorben ist.
Walter Jasper, 1952 in Buldern geboren, absolvierte nach der Schulzeit zunächst eine Ausbildung zum Elektriker. Doch bereits zu jener Zeit wurde ihm klar, dass er einen anderen Weg gehen musste, um sein kreatives Potential auszuschöpfen. 1978 entschied er sich, den Handwerksberuf nicht mehr auszuüben, und widmete sich fortan der Kunst, in ganz unterschiedlicher Form. Von der Fotografie über Action Paintings bis hin zu Rasierschaum-Graffiti-Aktionen reichten seine Aktivitäten, die er mit befreundeten Künstlerkollegen an verschiedenen Orten als Protest und Provokation Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre durchführte. Eine besondere Inspirationsquelle war ihm stets die Dingwelt und ihre stofflichen Reize, die ihn eine Vielzahl von Objekten schaffen ließ, die im Ergebnis zwischen absurdem Ding, liebevollem Konstrukt und logischer Identität schwanken.
Ausgangspunkt für seine Objekte waren einfachste Dinge und Materialien wie Schrott, Altmetall, Flaschen, Fundstücke, Schwemmholz, Knochen, Federn, die Walter Jasper auf Spaziergängen, bei Ausfahrten, im Garten, auf dem Schrottplatz zufällig fand, sammelte und aufbewahrte. Die Hingabe und Entzückung etwas entdeckt zu haben, das Gesehene weiterzuträumen und in neue Kontexte, Bild- und Objektformen zu bringen, war der Reiz, der die künstlerische Hand in Bewegung setzte. Ausgehend von seinem handwerklich-künstlerischem Können, gepaart mit Phantasie, Einfallsreichtum und Sinnesfreude hat Walter Jasper mit seinen Objekten ein eigenes ästhetisches Vokabular gefunden, das in vielfach humorvoller wie ironischer Weise die Realitäten hinterfragt bzw. neue schafft.
Das künstlerische Schaffen Walter Jaspers reduziert sich aber nicht auf den Objektbereich im Innen- und Außenraum, sondern auch Malerei und Zeichnung zählen zu seinem umfangreichen Werk. „Das zentrale Thema ist der Mensch, den er in unwirkliche Umgebungen assoziiert und damit zeigen will, dass der Mensch in keiner heilen Welt lebt“, schrieb Klaus Schatke 1976 über Walter Jasper. Und dieses zentrale Thema finden wir auch in den nachfolgenden Jahren: der Mensch mal in heiter-verspielten Szenen, mal Frau, mal Mann, mal in den Tiefen der Seele gefangen.
Häufig flankierten die Zeichnungen und Bilder seine Objektkunst, die sich als Referenz darin wieder findet.
Ganz offenkundig griff er die Gestaltungs- und Kompositionsprinzipien des Kubismus und seines Protagonisten Picasso auf. Er entwarf bildliche Gefüge aus einander durchdringenden, sich überschneidenden und zergliederten Flächen, Konstruktionen aus der Ebene also statt Volumen. Der Raum in den Bildern Walter Jaspers ist kein wirklich begehbarer Raum, sondern eine unverortete Ebene, ein Gewebe oder eine mit Energie aufgeladene Bildfläche, in der sich rätselhafte Wesen aufhalten, mal Mensch, mal Tier, die phantastisch-arabeskenhafte Formen annehmen. Es geht auch um Botschaften aus psychischen Regionen, die in ihrer Surrealität nicht immer leicht zu entziffern sind und auf innere Konflikte hinweisen, für die Walter Jasper in seiner Bildsprache einen visuellen Ausdruck fand.
Neben den Bildern und Objekten von Walter Jasper sind in der Ausstellung Arbeiten von seinen Künstlerfreunden zu sehen: Udo Achterholt, Jutta Bäumler-Beuing, Reinhard Dasenbrock, Hildegard Drath, Jupp Ernst, Rita Fahnenstich, Thomas Hartmann, Freimut Kiewisch, Alfons Körbel, Zdzislaw Pacholski, Günter Pfützenreuter, Eddy Pinke, Thomas Poggenhans, Werner Ratering, Kalle Stapper, Peer Christian Stuwe, Sabine Swoboda, Ludger Theßeling, Heinrich von den Driesch.
Fotos: Willi Ahlmer
Text: Dr. Andrea Brockmann