14.01. – 25.02.2007
Eine Kooperation mit dem Museum der Stadt Ratingen und den Flottmann-Hallen Herne
Sammlungskonvolut der heute für die Künstlerförderung zuständigen Staatskanzlei des Ministerpräsidenten des Landes NRW
Die Ausstellung Fotokunst aus 60 Jahren. Kunst aus NRW unterwegs stellt unterschiedliche Ansätze von Künstlern vor, die Fotografie als Ausdrucksmittel benutzen. Was vor Beginn des zweiten Weltkrieges mit den Fotografien der Neuen Sachlichkeit, der dokumentarischen Abbildung der Realität, eines Karl Blossfeldt, August Sander oder Albert Renger-Patzsch begann, wurde von Bernd und Hilla Becher, den Protagonisten einer objektiven Fotografie, um 1970 fortgesetzt.
Boris Becker, Claus Goedicke, Andreas Gursky, Axel Hütte und Thomas Ruff, Schüler von Bernd Becher an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, sowie Florian Beckers, Bettina Flittner, Volker Heinze, Ute Klophaus und Peter Royen jun. gehören neben anderen zu den Fotografen dieses künstlerischen Ansatzes, die für die Ausstellung ausgewählt wurden.
Mit den Repräsentanten des Neuen Sehens, Man Ray, László Maholy-Nagy und Herbert Bayer, entwickelte sich eine avantgardistische Fotografie in den 1920er Jahren. Der experimentelle Umgang mit der Fotografie stand im Mittelpunkt dieses künstlerischen Ansatzes, der in den Nachkriegsjahren von Otto Steinert unter dem Begriff subjektive Fotografie zusammengefasst wurde.
Künstler wie Pidder Auberger, Christel Blömeke, Johannes Brus, Jürgen Klauke, Astrid Klein, aber auch Klaus Mettig, Klaus Rinke, Judith Samen, Michael Sauer und Katharina Sieverding, sind Vertreter dieser fotografischen Ausdrucksform. Ihre Arbeiten werden ebenfalls in der Ausstellung neben anderen vorgestellt.
60 Fotografien von 42 Künstlern sind für das Projekt aus dem Sammlungskonvolut der heute für die Künstlerförderung zuständigen Staatskanzlei des Ministerpräsidenten des Landes NRW ausgewählt worden. Entsprechend der Intention und Programmatik dieser Unterstützung wurden überwiegend frühe und vielfach der Öffentlichkeit unbekannte, aber zugleich zentrale Arbeiten für das spätere Werk der Künstler ausgewählt.
Die Fotografie genießt seit vielen Jahren eine große Aufmerksamkeit als wichtiges Ausdrucks- und Kommunikationsmittel im Bereich der Realitätsabbildung. Der Bedarf und die Sehnsucht nach immer mehr Bildinformationen, sei es in Form von Druckmedien und Büchern oder auch Abbildungen in Plakatgröße, macht einmal mehr deutlich, dass wir uns alltäglich miteinander mehr über fotografische Bilder verständigen, als wir bemerken. So ist die Fotografie heute neben der fotografischen Praxis ein elementarer Teil unserer Bildkultur.
War der Kunstcharakter der Fotografie über lange Zeit umstritten, so ist die Fotokunst als eigenständiges, die Breite umfassendes Ausdrucksmittel seit den sechziger Jahren des 20. Jh. allgemein anerkannt. Nach einer ersten kreativ-schöpferischen Phase in den 1920er und 1930er Jahren wurde die Entwicklung der modernen Fotografie zunächst durch die dokumentarische Fotografie der Nationalsozialisten und nach dem Ende des Krieges durch den Bildjournalismus als Erkundigungsmedium einer Generation und zur gleichen Zeit durch eine Neu- und Weiterentwicklung der künstlerischen Fotografie ersetzt. Ausstellungsprogramme, Kunstmessen und fotografische Sammlungen belegen seither einmal mehr den ausgewiesenen Stellenwert der Fotografie innerhalb der Kunst.
Nicht das handwerkliche Können und die Möglichkeit des Festhaltens von Wirklichkeit machte die Fotografie zur Kunst, sondern erst über den Prozess der Lektüre, der Benennung, Beschreibung und Wahrnehmung, über das Erlernen von fotografischem Sehen, fand die Fotografie Eingang in die Kunst.
Mit dem Ankauf von Fotografien von einem der führenden Fotografen der Neuen Sachlichkleit, Albert Renger-Patzsch, zu Beginn der 1960er Jahre erweiterte das damalige Kultusministerium NRW sein 1948 begonnenes und bis heute andauerndes staatliches Engagement im Bereich der Künstlerförderung um die Förderung von Fotokunst. Dies geschah zu der Zeit, in der die Fotografie als künstlerische Ausdrucksform noch nicht allgemein zur bildenden Kunst gerechnet, wenig anerkannt wurde und umstritten war.
(Auszug aus dem zur Ausstellung erschienen Katalog)