10. Mai – 21. Juni 2015
Armin Weinbrenners Bilder sind wundersam zeitlos und in diesem Sinne vollkommen unmodisch: Abstrakte Formfindungen auf Holz, hinter Glas und auf Papier – immer spielen das Material und die Materialgerechtigkeit eine eminent wichtige Rolle.
Der Künstler ist kein spröder Gedankenakrobat, er ist ein Bildermacher, der sich permanent neu erfindet und doch selbst treu bleibt, stets auf der Suche nach Schönheit. Die findet er im ganz Elementaren, er spürt den verschiedenen Oberflächen und ihren so unterschiedlichen haptischen Eigenschaften ebenso nach wie der Kraft und Dynamik, die rein aus der Farbe entspringt. Die Farbmaterie wird gewalzt, geritzt, geschichtet und gespachtelt; dieses Schichten und Verdichten ist die eine Richtung des Entstehungsprozesses, das Reduzieren und Glätten die andere Tendenz – ein Wechselspiel von Verletzen und Heilen der Maloberfläche.
Den oft blockhaft tektonischen Gesamtformen stehen kleinteilige, organisch anmutende Binnenstrukturen, mikroskopisch kleine Motivpartikel und ornamental repetitive Muster gegenüber.
Der Bildraum wird nie mit den illusionistischen Tricks der Perspektive erzeugt, es ist stets der faktische, materielle Farbraum, das flache Relief und das Hintereinanderstaffeln vieler Farbschichten. Gegenständliche Partikel schleichen sich als Echos und Erinnerungen in seine Bilder, sind aber nur ein weiterer Ton im Klang der Komposition.
Die Galerie Münsterland zeigt zu Weinbrenners 50. Geburtstag keine Werkschau im Rückblick, sondern neue und allerneueste Werke, neben Farbholzschnitten vor allem rauhe, zerklüftete Farbrelieftafeln und spiegelglatt glänzende Acrylglasbilder. Aus der Sicht der szeneinternen Trendpolizei jagt hier ein Regelverstoß den nächsten, denn so schöne Bilder malt man einfach nicht. Auch nicht so unterschiedliche. Der Betrachter hingegen fällt, schönheitstrunken, vor lauter Begeisterung von einer Ohnmacht in die andere…oder fährt voll rüber bei Rot.
Armin Weinbrenner wurde 1965 in Siegen geboren, lebt und arbeitet in Münster.