Auf Initiative von Stroetmanns Fabrik und in Kooperation mit der Galerie Münsterland e.V. entstand die Skulptur der Düsseldorfer Künstlers Clemens Botho Goldbach, die am 28.08.2022 im Park von Deitmars Hof der Öffentlichkeit übergeben wurde. Das Kunstwerk konnte mit Förderung des Landes im Rahmen von „Dritte Orte“ realisiert werden.

Eine Rauminstallation – eine Installation im Raum, ein Sockelgeschoss für eine Architektur, Land-Art, eine Art Denkmal oder doch eher eine Baustelle?
Die für das Artist in Residence–Projekt in Emsdetten ausgeführte Arbeit SOCKEL ST 22 des Künstlers Clemens Botho Goldbach zählt zu seiner Gruppe der Bau-Skulpturen, die in der Regel geometrische Konstruktionen aufnehmen und auf Bezüge zu Formen im Schalungs- und Betonbau verweisen. Eingefasst durch einen Sockel aus gelben Schalungsbrettern und Seitenbrettern werden hier mehrere nebeneinander stehende Bäume, die sozusagen eine räumliche Abgrenzung zum restlichen Park bilden. Es ist eine sehr markante Stelle – die leichte Neigung der Bäume mit einer ähnlichen, rhythmischen Bewegung im Raum –  wirkt fast wie eine Wand. Die Arbeit changiert zwischen Baustelle und Land-Art. Schützt der Sockel die Bäume vor Ungemach, vor ungewollter Beschädigung oder werden sie gar auf einen Sockel gestellt, ihre Schönheit und Einzigartigkeit noch einmal in besonderer Weise herausgestellt? Ein Denkmal für die Natur,  gar ein Baumdenkmal oder doch eher eine Baumbühne?

Mit einer Länge von 22 m, einer Breite von 9 m und einer Höhe von ca. 50 cm nimmt der Sockel in gewisser Weise die Bewegung des Erdreiches auf, fordert zur Begehung heraus und bietet einen ganz neuen kontemplativen Ort, eine Plattform zum Verweilen – stehend, sitzend, liegend – , zum Besinnen, zum Träumen, zum in die Bäume schauen, um dem Gespräch der Blätter im Wind zu lauschen. Die Sicht auf den restlichen Park verändert sich durch die leicht erhöhte Position, gewährt sozusagen eine leichte Aufsicht, ermöglicht einen weiteren bzw. einen geweiteten Blick, lässt Altbekanntes noch einmal neu oder anders erscheinen.
Dieses Bauwerk, diese Installation, die Skulptur behält ihren rauen und robusten Charakter, verheimlicht nicht die Gebrauchsspuren des wiederverwendeten Materials und wird doch zu einem sinnlichen und höchst ansprechenden „Imaginier-,  Fühl- und Denk- Mal“.
Die begehbare Skulptur hat einen hohen ästhetischen Reiz, das Gelb der Schalungsbretter verbindet sich mit dem Grün des Rasens, der Blätter und dem Braun der Baumrinde zu einem Bild im Park. Doch der Künstler arbeitet mit Brechungen, um nicht zu sehr der Schönheit oder der Gefälligkeit zu verfallen. Nur der vordere Teil also 2/3 der Fläche sind mit den gelben Schalungsbrettern bedeckt, der zweite Teil besteht aus rohen im Vergleich dazu eher etwas groben Brettern, der den für seine Arbeiten typischen Baustellencharakter wieder in den Vordergrund schiebt. So stellt sich diese Arbeit bei der Umrundung oder Begehung sehr unterschiedlich dar und bietet unterschiedliche Bedeutungsebenen.  Doch es bleibt ein Gefühl der Auflösung,  des Brüchigen und des Temporären, fast ein Gefühl des Schmerzes von etwas nicht mehr Zurückholbarem.
Ingrid Raschke Stuwe, Kuratorin / Vorstand Galerie Münsterland e.V. (Text anlässlich der Übergabe der Arbeit am 28.08.2022)