Karsten Neumann ist als Künstler ein extremer Individualist; am ehesten könnte man ihn in die Fluxus-Tradition einordnen, aber selbst diese weitgefasste künstlerische Bewegung kannte keinen in ihren Reihen, der buddhistische Spiritualität, revolutionären gesellschaftlichen Anspruch und das radikale ökologische Prinzip des direkten Recycling in seinem Werk vereinte.

Karsten Neumann tut genau das mit seiner Stadtutopie bethang. Die ist einerseits regional zu verorten als visionärer Zusammenschluß des städtischen Ballungsraums NürnBErg-FürTH-ErlANGen (aus deren Buchstaben sich auch das Kunstwort bethang zusammensetzt)- andererseits aber ein Projekt mit globalem Anspruch. Weshalb Neumann seine Stadtgründungs-Aktivitäten auch überall verwirklichen kann. Beispielsweise in Emsdetten.

Die Ausstellung in der Galerie Münsterland wird dabei einen  doppelten Schwerpunkt haben: Einerseits geht es um die Vorstellung des konzeptionellen Überbaus namens bethang: Gezeigt werden tatsächliche und virtuelle Straßenumbenennungen, die stets den eurozentristischen, monokulturellen Horizont zu erweitern trachten; digitale Montagen, die die real existierende Stadt bethang photographisch vorwegnehmen, außerdem Photos und Relikte von Neumanns zahlreichen Performances.

Andererseits wird eine Vielzahl seiner „Mandala-Gemälde“ präsentiert, höchst ästhetische Gebilde, die wie alle künstlerischen Hervorbringungen Neumanns ausschließlich aus direkt reyceltem Plastikschrott bestehen und in diesem besonderen Fall so gut wie ausschließlich auf gefundene Radkappen als Bildgrund zurückgreifen. Sie vereinen den Charme der sichtbar selbst gebastelten und geschraubten Assemblage mit der strengen Ornamentik, die aus der Tradition der ostasiatischen Meditationsbilder, der Mandalas abgeleitet ist.

Karsten Neumann, geboren 1963 in Würzburg, lebt in bethang (Nürnberg) www.bethang.org