Im Rahmen des Münsterlandfestivals part 7 zeigt die Galerie Münsterland zwei junge Schweizer Künstler, die Newcomerin Mia Marfurt und den Shooting Star David Renggli.

Beide sind sie Bildhauer und beide dehnen diesen Begriff bis zum Zerreißen, jonglieren mit Genres, Materialien und Maßstäben und erweitern so den Skulpturbegriff in Richtung des zweidimensionalen Bildes, der bildnerischen Selbstreflexion und nicht zuletzt der raumgreifenden Installation.

Mia Marfurt bespielt mit 1 AM die obere Halle der Galerie Münsterland und kombiniert Text, Bild und Skulptur zu einer imponierenden Raum-Collage, in der ganz alltägliche Versatzstücke wie Geldscheine, Getränkedosen und Zeitungsseiten von der zweiten in die dritte Dimension wandern – oder umgekehrt – ,aber auf jeden Fall ins monumentale Format expandieren.

Die weitreichenden kunstphilosophischen Überlegungen, die der Arbeit zugrundeliegen, werden dabei mit solcher Ironie und Leichtigkeit präsentiert, dass man sich auch ganz dem Witz, dem Reiz des schönen Scheins und dem ästhetischen Vergnügen hingeben kann.

Die Begegnung einer Red-Bull-Büchse mit einem Zwanzig-Euro-Schein auf Augenhöhe (eines so hohl wie das andere) stellt bereits die Frage nach dem Standpunkt des Betrachters. Erst recht tun das die den Raum durchkreuzenden Parolen. „This is not a diet, it’s your life.” Ach so. “This is not a riot, it’s a revolution” Ach so? Wie können wir da so sicher sein?

Die Freude an der Verunsicherung und die Kunst der unmerklichen bis demonstrativen Bedeutungsverschiebung grundiert auch das Werk von David Renggli. Er bespielt mit The Louvre die komplette untere Halle der Galerie Münsterland. Wir bewegen uns dabei nicht nur sprachlich  auf internationalem Parkett, sondern ganz buchstäblich auf doppeltem Boden. Renggli hebt mit dem Einbau eines Fake-Parketts das Niveau beträchtlich – und liefert zugleich einen ganz neuen Bezugs- und Ausstellungsrahmen für seine großformatigen Stahlskulpturen. Diese scheinen völlig abstrakte , bunt lackierte Röhrengebilde zu sein, wie zerborstene Fahrradrahmen auf Ständern oder Sockeln. Die grell farbigen Fragmente dieser Röhrensysteme entpuppen sich bei näherem Hinsehen aber als extreme Abkürzungen menschlicher Figuren: Tatsächlich sind Fotos aus Modezeitschriften vielfach die Bildquellen für Rengglis Skulpturen. Womit wir es auch hier mit der zauberischen Verwandlung von platter zweidimensionaler Langeweile in spannende Kunst der dritten Dimension zu tun haben.

Mia Marfurt, 1985 in Zürich geboren, erhielt ihre Ausbildung in Zürich und Amsterdam, lebt in Zürich.

David Renggli, 1974 in Zürich geboren, studierte in Zürich und Amsterdam, lebt in Zürich.