Die beiden GWK-Preisträger*innen David Rauer und Yoana Tuzharova stellen zusammen aus. Die Duo-Show ist eröffnet.

Wir begrüßen Sie zu unserer Ausstellung MORPHISATOR, einer Kooperation des Kunstvereins Galerie Münsterland mit der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit, kurz GWK – in Persona Dr. Susanne Schulte, die Geschäftsführerin. Zusammen haben wir, Susanne und ich, die Idee einer Ausstellung mit zwei GWK-Preisträger-Positionen entwickelt. Das Maschinen- und Kesselhaus der ehemaligen Textilfabrik B.W. Stroetmann bietet dafür mit seinen beiden Räumen auf 400 m² die idealen Möglichkeiten.
Bei einem unserer ersten Treffen stellte Susanne mir den Pool der möglichen Kunstschaffenden vor.
Die Verspieltheit in Davids Arbeiten und Yoanas Minimalismus faszinierten mich sofort. Diese beiden Positionen miteinander zu kombinieren. Das sollte es sein. Das kuratorische Konzept stand fest. Zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Positionen zusammenzufügen, wie spannend. Das perfekte Match.

Zwei Kunstschaffende, eine Mission – die Ausstellung: MORPHISATOR.
Sowohl Rauer wie auch Tuzharova sind Installationskünstler, die mit dem Ausstellungsraum interagieren. Sie gestalten und bespielen ihn bühnenartig. Ihr Zugang ist zwar sehr unterschiedlich, dazu gleich mehr. Es verbindet sie aber eine Idee: Die Kunst als Möglichkeit, unsere Wahrnehmung zu verändern. Das wiederum kann die Sicht auf das Leben und unsere Umgebung verändern. Davon sind beide überzeugt. 
Aus dieser Offenheit setzt sich der Arbeitsprozess in Gang: Es entstehen: Zwei auf den ersten Blick voneinander unabhängige Raumarbeiten, die nicht nur durch diesen Durchgang über eine Treppe miteinander verbunden sind. 
Sondern natürlich auch: durch den Titel der Ausstellung: MORPHISATOR. MORPHI-was?
Ein Kunstwort. Das eigens von den beiden für diese Ausstellung erfunden wurde.
Es setzt sich zusammen aus dem griechischen „morphē“ (Form, Gestalt) und dem technischen Suffix „-isator“. Es bedeutet somit so viel wie: Irgendetwas zwischen Organischem und Mechanischem, zwischen Körper und Maschine.
Und noch etwas genauer: Die Endung „-isator“ ruft Assoziationen mit Maschinen, Geräten oder Programmen hervor wie etwa Generatoren und Modulatoren. Ein Verweis auf Technologie, Mechanik und digitale Systeme.
Und diese werden quasi gemorphed. Die Ausstellung stellt damit einen Akt der Transformation in den Mittelpunkt: Wie Materie, Medien oder Bedeutungen in Bewegung geraten. Wie aus einem Zustand ein anderer wird. Und wie dieser Vorgang – ob durch Maschinen, Algorithmen oder menschliche Hand – sichtbar, erfahrbar und hinterfragbar gemacht werden kann.

Gemeinsames Thema, gemeinsamer Titel. Doch jetzt zum unterschiedlichen Zugang der beiden zu diesem Thema:
Rauers Stilmerkmal? Angenehme Unbeschwertheit – verspielt, labyrinthisch und farbintensiv. Er sprengt gern die Grenzen von Skulptur. Jeder Schritt durch seine Keramikwelten eine potenzielle Überraschung. Ein Mix aus stabil und fragil. Ein kurzfristiger Wasserschaden in der Galerie Münsterland: Für David kein Problem, sondern fast schon eine Bereicherung. Er freut sich über das Unerwartete und baut den Wasserstrom kurzerhand in seine Arbeit ein. Zu sehen allerdings nur bei Regenwetter. Wasser spiegelt, fließt, bricht. Genau wie kreative Energie.
Und Tuzharova? Mit ihrer Installation aus Blättern, Licht und Rasen erschafft die Künstlerin eine utopische Szenerie, in der sie die Wissenschaft mithilfe von KI auf den Kopf stellt – und dabei die Geschichte und Gegenwart des Ortes mit der Kunst verwebt. Alles ist denkbar minimalistisch, geordnet und reduziert. Ihre komplexe Medienkunstinstallation berührt, inspiriert und öffnet immer wieder neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Natur, Zeit und Raum.

Bei allem Gegensatz: ein perfektes Match. Nicht nur zwischen den beiden. Sondern auch mit der Galerie Münsterland. Denn unser kuratorisches Grundkonzept ist es: Kunst nahbar und erlebbar zu machen. Und das haben beide Kunstschaffenden im Repertoire:
David arbeitet ohnehin oftmals partizipativ. So auch für diese Duo-Show. Im Sommer hat er beim Lollipop-Ferienprogramm den Kunst-Workshop Superknet angeboten. Zusammen mit 10 Kids knetete er, was das Zeug hält. Es entstand eine Ursuppe aus vielen kleinen Zutatenteilen. Diese Workshop-Ergebnisse der Kids hat er in seine hiesige Arbeit integriert. Sie waren der Ausgangspunkt für alles, was folgte. Ich sage nur: Vögel umkreisen die Ursuppe und geiern nach den Leckereien. Und David wird das große Kneten mit dem Workshop Superknet 2 fortsetzen. Auch diese Ergebnisse sollen Teil der David-Show werden. Das Morphing seines Kuntswerks geht also weiter. Der Mini-Kunst-Workshop ist für Kids zwischen 6 und 10 Jahren. Genauso wie Yoanas Workshop. Sie wird sich mit den Kids auf eine quadratische Forschungsreise begeben. Die Ergebnisse zeigen wir am letzten Ausstellungstag, dem 25. Januar 2026, bei der Finissage in unserem Format Kunst in der Box. (…)

Jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude mit der Ausstellung. Einer Ausstellung der Gegensätze: Chaos trifft Ordnung.
Und gleichzeitig einer Ausstellung der Gemeinsamkeiten:  Die Momente der Transformation habe ich eben bereits skizziert. Und wenn man alle Sinne öffnet, finden sich weitere Parallelen: Den intensiven Holzduft von Davids Kunstwerk haben Sie beim Betreten der Galerie sicherlich wahrgenommen. Und wer jetzt die Verbindung zu Yoanas Arbeit noch nicht bemerkt, der sieht quasi den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Zudem interagieren beiden Arbeiten mit dem Außenraum. Bei David scheint sich die Baustelle vor der Galerie drinnen fortzusetzen. Und Yoanas Pflanzenwelt korrespondiert mit den zurechtgeschnittenen Hecken und Bäumen und dem Rasen rund um die Galerie.

Apropos Rasen: Da gilt bei Yoana im oberen Raum ausdrücklich: Betreten erlaubt. Legen Sie sich, wenn Sie mögen, am besten mal auf den Rücken und lassen Sie sich überraschen. 
(Auszug aus der Eröffnungsrede, Niina Valavuo)

Termine, Termine. Das Begleitprogramm zur Ausstellung:

02.12.25 | Kunst direkt. Der Kunst-Talk in der Ausstellung
11.01.26 | Kultur_Picknick. Kunstgenuss trifft Gaumenfreude (Ticketing ab 1.12.2025 über den Verkehrsverein Emsdetten e.V.)

Mini-Kunst-Workshop für Kids von 6 bis 10 Jahren
02.12.25 | Superknet 2 mit David Rauer
10.06.25 | Fantasie in vier Ecken mit Yoana Tuzharova

25.01.26 | Finissage mit Kunst in der Box

Die Ausstellung MORPHISATOR ist ein Kooperationsprojekt des Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e. V. (GWK) und des Kunstvereins Galerie Münsterland.
 
Fotos: Jürgen Christ