Der zweite Teil des Kooperationsprojektes ZEITENWENDE – PEER CHRISTIAN STUWE (30.10.2022 bis 22.01.2023) zeigt Arbeiten, die unterschiedliche und umfangreiche Werkkomplexe präsentieren.
Im unteren Raum – eher etwas retrospektiv angelegt – wird der Bogen gespannt von den großformatigen vor Kraft bebenden Energiebündeln – zwei Rippings – die mit den dreidimensionalen Kokons in ihren Käfigen korrespondieren und 1995 für das deutsch-simbabwische Projekt „Genesis“ entwickelt wurden bis hin zu der umfangreichen sehr malerischen und fast sphärischen Werkgruppe „Der nördliche Sternenhimmel – eine Neuvermessung“ und – gleichfalls Rippings – an der gegenüberliegenden Wand.
„Schriftlich weiß“ und „Schriftlich schwarz“, ebenfalls Ausschnitte aus einem komplexen Werkzusammenhang, scheinen diese gegensätzlichen Pole zu kommentieren und in eine andere Sprache zu überführen. Die beiden Rippings „Schatzkammer“ und „Trophären“ an der gegenüberliegenden Wand verwahren Geheimnisvolles und stellen gleichzeitig eine Verbindung zu den an verschiedenen Stellen positionierten Stahlskulpturen her, die immer wieder den Blick lenken von der zweidimensionalen auf die dreidimensionale Arbeit. Verwandtes kann entdeckt werden.
Der große Stahlring – wie bei vielen Skulpturen des Künstlers ein Fundstück vom Schrottplatz – schließt sich zu einem Kreis, einem Lebenskreis, einer Umlaufbahn zusammen und führt das „Alles hängt mit allem irgendwie zusammen“ in den zweiten Ausstellungsraum hinein.
Die Ästhetik des Profanen ist ein durchgängiges Thema seines künstlerischen Schaffens. Dies visualisiert sich besonders noch einmal in der Werkgruppe „Panoptikum der Banalitäten“, einem ganz eigenen Beziehungsgeflecht von sehr unterschiedlichen Objekten, die einem ständigen Wandel unterworfen ist, gleichfalls typisch für seine künstlerische Arbeitsweise.
Humorvolles, Witziges, Ironisches und Nachdenkliches visualisieren Arbeiten wie „Das alltägliche Grauen“ – eine Nagelbürste auf ein altes Brett geklebt, das an einen sehr schlechten Zahnzustand erinnert; „Der Krieg“, ein zerbissenes Quietscheschweinchen, das der Hund der Künstler vergraben hat und bei einer Pflanzaktion wieder ausgegraben wurde oder wertige Bronzearbeiten wie „Das Kreuz“ und „Der Vitruvianische Mensch“, die letztendlich nur Abgüsse von Verpackungen sind.
Die im oberen Raum präsentierten Rippings (englisch: to rip – schlitzen) sind fast alle jüngeren Datums, stehen inhaltlich unter dem Thema „Von der Erde“ und zeigen im Kontext mit denjenigen im unteren Raum sehr deutliche Veränderungsstränge. (Auszug aus der Eröffnungsrede am 30.10.2022 / IRS); Fotos: Matthias Gödde und Elvira Meisel-Kemper (Eröffnung)